Seit Mitte August dieses Jahres treten vermehrt Fälle der Myxomatose bei Feldhasen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf. Die Inkubationszeit beträgt nur wenige Tage und resultiert in eine sehr hohe Sterblichkeitsrate von 80 Prozent. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) rechnet mit einer schnellen und weitreichenden Ausbreitung, auch in andere Bundesländer. Um die Ausbreitung der Myxomatose möglichst einzudämmen, empfiehlt der Deutsche Jagdverband (DJV), kranke Hasen zu entnehmen und auf Fallwild zu achten. Verendete Tiere sollten zur Untersuchung dem zuständigen Landesamt zugeführt oder unschädlich beseitigt werden. Erkrankte Tiere sind apathisch und haben Schwellungen sowie Sekretausfluss an Augen und im Genitalbereich.
Der DJV empfiehlt, auf die Hasenjagd in Revieren zu verzichten, die vermehrt Fallwild verzeichnen. In Revieren mit Fasanenbesätzen sollten Treibjagden solange ruhen, bis eine vierwöchige Frist nach dem letzten Auftreten von erkrankten Feldhasen verstrichen ist – um Beunruhigungen in der Seuchenphase zu minimieren. In betroffenen Revieren sind die Hundearbeit am Hasen und die Weitergabe von Schleppwild zu unterlassen. Revierinhaber, die stabile Hasenbesätze und unauffällige Fallwildzahlen registrieren, können die Bejagung fortführen. Eine regelmäßige Feldhasenzählung ist maßgeblich, um mögliche Einbrüche der Hasenbesätze nachvollziehen zu können.
Das FLI versucht derzeit herauszufinden, ob Stechinsekten das Virus übertragen können. Zudem wird untersucht, ob es sich bei dem grassierenden Virus um den gleichen Stamm handelt, der in den vergangenen Jahrzehnten bereits in Frankreich, Irland, Großbritannien und Spanien für vereinzelte Infektionen bei Feldhasen verantwortlich war. Die damaligen Untersuchungen bestätigten erstmals eine Myxomatose-Variante, die auch Feldhasen infizieren kann. Im Jahr 1952 wurden in einem Park bei Paris absichtlich Wildkaninchen mit dem Myxomavirus infiziert, um landwirtschaftliche Schäden zu minimieren. In der Folge brachen die Wildkaninchenbesätze in ganz Europa stark ein.